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Rügen im Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit: Geschichte einer Insel im Wandel

  • p.wolff
  • 24. März
  • 3 Min. Lesezeit

Die Ostseeinsel Rügen war in den 1920er und 1930er Jahren eines der beliebtesten Reiseziele in Deutschland. Mit der Eröffnung des Rügendamms im Jahr 1936 wurde die Insel noch leichter erreichbar und die Tourismusbranche florierte. Zeitgleich begann der Bau der monumentalen KdF-Ferienstadt Prora, die als Erholungsort für die deutsche Arbeiterklasse geplant war. Doch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs veränderte sich das Leben auf Rügen drastisch. Erfahre im Beitrag mehr von der Geschichte "Rügen im Zweiten Weltkrieg"


Rügen im zweiten Weltkrieg mit Blick auf die Prorer Wiek von Sassnitz bis zum Kdf-Bad.
Symbolbild Rügen im 2. Weltkrieg © OpenAI/ generated by DALL·E

Rügen im Zweiten Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs blieb Rügen lange Zeit von direkten Kriegshandlungen verschont. Die strategisch günstige Lage in der Ostsee führte dazu, dass die Insel vor allem als Stützpunkt für die deutsche Marine genutzt wurde. Viele Rüganer erlebten den Krieg aus der Ferne, bis der Konflikt in den letzten Kriegsmonaten näher rückte.

Am 6. März 1945 wurde Rügen von einem schweren Luftangriff der Alliierten getroffen. Besonders Sassnitz erlitt massive Schäden: Der Hafen sowie zahlreiche Gebäude wurden zerstört, und fast 900 Menschen verloren ihr Leben. Nur wenige Wochen später, am 2. Mai 1945, sprengten deutsche Truppen den Rügendamm, um den Vormarsch der Roten Armee zu behindern. Kurz darauf wurde die Insel von sowjetischen Truppen eingenommen, was das Ende des Krieges für Rügen markierte.


Rügen nach dem Krieg: Flucht, Enteignung und Neuanfang

Nach Kriegsende strömten zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ehemals deutschen Ostgebieten auf die Insel. Viele von ihnen blieben dauerhaft, sodass Rügen einen starken Bevölkerungszuwachs erlebte. Noch im Jahr 1950 galt ein Großteil der Einwohner als Vertriebene.

Die sowjetische Besatzungsmacht veranlasste unmittelbar nach Kriegsende die Enteignung der Großgrundbesitzer. Diese besaßen zuvor über 60 % der landwirtschaftlichen Flächen Rügens. Das enteignete Land wurde unter ansässigen Bauern und Landarbeitern aufgeteilt. Diese Maßnahme war Teil der umfassenden Agrarreform, die in der gesamten sowjetischen Besatzungszone durchgeführt wurde.

Doch die neue Landverteilung hielt nicht lange an. In den folgenden Jahren übte die Regierung der DDR zunehmend Druck auf die Bauern aus, sich in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs) zusammenzuschließen. Viele Landwirte widerstanden dieser Zwangskollektivierung zunächst, doch 1960 griff die SED zu drastischeren Mitteln und zwang alle verbliebenen freien Bauern zur Mitgliedschaft in den LPGs. Damit wurde die private Landwirtschaft auf Rügen de facto abgeschafft.


Die "Aktion Rose" und die Enteignung des Tourismus

Neben der Landwirtschaft war auch der Tourismus von einschneidenden Veränderungen betroffen. Im Jahr 1953 startete die DDR-Regierung unter dem Namen "Aktion Rose" eine umfassende Enteignungswelle gegen private Hoteliers und Pensionsbesitzer. Offiziell wurden diesen Betrieben Verstöße gegen wirtschaftliche Vorschriften oder vermeintliche "westliche Verstrickungen" vorgeworfen. Tatsächlich diente die Aktion der Umverteilung touristischer Betriebe an staatlich kontrollierte Organisationen.

Die meisten enteigneten Hotels und Pensionen gingen in den Besitz des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) über, der sie fortan als Ferienunterkünfte für DDR-Bürger nutzte. Die besten und repräsentativsten Häuser wurden direkt von der SED-Führung genutzt. Diese Entwicklung veränderte das touristische Gesicht der Insel erheblich. Statt privater Familienbetriebe dominierten nun große, staatlich geführte Ferienheime.


Rügens Wiederaufstieg nach der Wende

Mit dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 begann für Rügen eine neue Ära. Viele der ehemaligen FDGB-Ferienanlagen verfielen oder wurden privatisiert. Gleichzeitig erlebte die Insel eine touristische Renaissance: Historische Bauten wurden restauriert, neue Hotels entstanden, und Rügen entwickelte sich erneut zu einem der beliebtesten Reiseziele Deutschlands.

Heute ist die Insel nicht nur für ihre natürliche Schönheit bekannt, sondern auch für ihre bewegte Geschichte. Besucher können in Prora die Überreste der einstigen KdF-Anlage besichtigen, in Sassnitz auf den Spuren des Luftangriffs wandeln oder in den zahlreichen Museen mehr über die Nachkriegszeit erfahren. Die Geschichte Rügens ist eng mit den Umbrüchen Deutschlands verknüpft und macht die Insel zu einem faszinierenden Ort für Geschichtsinteressierte und Naturliebhaber gleichermaßen.


Fazit: Rügen als Spiegel deutscher Geschichte

Die Zeit des Zweiten Weltkriegs und der DDR hat Rügen tief geprägt. Von der Zerstörung Sassnitz' über die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft bis hin zur Enteignung des Tourismus – die Insel durchlief massive Veränderungen. Doch heute erstrahlt Rügen in neuem Glanz und zieht jährlich Millionen Besucher an. Wer sich für die Geschichte der Insel interessiert, kann zahlreiche historische Stätten erkunden und die bewegte Vergangenheit hautnah erleben.


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